DMJ-Schulsportkonzeption gibt es!
Den Ansatz einer DMJ-Schulsportkonzeption gibt es (vor ca. 2 Jahren erstellt), ich darf sie hier zitieren:
Schulsportart Minigolf
Ist-Zustand
• Minigolf wird bei Jugendlichen im Schulalter in erster Linie als Freizeitbeschäftigung wahrgenommen. Ausnahmen gibt es nur dort, wo Minigolf – z.B. durch die Nähe und die Öffentlichkeitsarbeit eines aktiven Vereins – als Wettkampfsport wahrgenommen werden kann.
• In den Schulbereich wird Minigolf gelegentlich als Randerscheinung eingebaut, etwa bei sogenannten „Wandertagen“. In einigen (allerdings sehr seltenen) Fällen existiert eine fruchtbare Kooperation zwischen einem Verein und einer oder mehreren Schulen, die in aller Regel als „Arbeitsgemeinschaft“ organisiert ist.
• Die Sportart „Minigolf“ taucht in keinem Bildungsplan der Bundesrepublik Deutschland auf. In den meisten Bundesländern wird der Sportunterricht bis in die heutige Zeit von einigen wenigen „traditionellen“ Schulsportarten beherrscht, im Individualbereich sind dies insbesondere Leichtathletik und Gerätturnen.
• Fachleute unter den Sportlehrer/innen gibt es nur dort, wo eine Lehrkraft gleichzeitig aktiver Minigolfer/in ist oder war. Ein entsprechendes Forbildungsangebot exisitert nirgends.
• Die sogenannte „Pisa“-Studie, auch wenn sie nur über einige sehr eingegrenzte Wissensgebiete Aussagen macht, hat in vielen Bundesländern nun aber ein Umdenken verursacht, das auch Bereiche einschließt, die mit dieser Untersuchung gar nichts zu tun hatten. Beispielhaft sei hier der „interdisziplinäre Unterricht“ genannt, der von einem vernetzten Lernen ausgeht und die Lerninhalte nicht mehr in einzelne Fächer elementarisiert, sondern sinnvolle fächerübergreifende Lernprozesse anstrebt. Dies wirkt sich auch dadurch aus, dass Bildungspläne mehr Freiräume lassen, um vor Ort vorhandene Chancen nutzen zu können, dies wird mit einem Fachwort als „Schulcurriculum“ bezeichnet. So gibt es zum Beispiel in der Stadt Fürstenwalde/Brandenburg eine Schule, die einen Wahlpflichtkurs „Golf“ anbietet, der dann auch Prüfungsinhalt bei der Mittleren Reife ist.
Diese Entwicklung beinhaltet große Chancen für die Sportart Minigolf
• Minigolf eignet sich in besonderem Maße für interdisziplinäres Lernen. Eine sinnvoll durchdachte Unterrichtseinheit könnte zum Beispiel folgende Elemente enthalten:
o Kennenlernen der Regeln der Sportart
o Chemische Phänomene (Beschaffenheit von Bällen: Gewicht, Elasthizität, enthaltene Farbstoffe, Weichmacher usw. usw.)
o Physikalische Gesetzmäßigkeiten (welcher Minigolfer kennt sie nicht, diese unbestechlichen Wächter über Erfolg oder Misserfolg eines Schlages).
o Gestalterisch: Planung von geeigneten Bahnen unter Anwendung des Wissens über Balleigenschaften und physikalischen Gegebenheiten.
o Technische Umsetzung der Planung mit der erforderlichen Genauigkeit.
o Und schließlich, das Wichtigste: Im eigentlichen Sportbereich verbessern die Schüler/innen ihre motorische Koordination, die bei unseren Kindern seit längerer Zeit immer weiter nachlässt! Neue Bewegungserfahrungen werden gesammelt, Erfolgserlebnisse können auch solche Schüler/innen für sich verbuchen, deren körperliche Voraussetzungen für traditionelle Schulsportarten eher ungünstig sind.
• Da Minigolf als Freizeitbeschäftigung bekannt und beliebt ist, darf bei einem Unterrichtsprojekt wie oben geschildert mit außerordentlich hoher Motivation gerechnet werden.
Aktuell bekannte, strukturierte Schulsport-Projekte
• Projekt „Minigolf Wave – ONDA minigolfe“ aus Portugal. Ein ehrgeiziges, äußerst genau geplantes, in der 1:1-Umsetzung allerdings sehr aufwändiges Projekt. Wäre mit einigen Modifikationen zugunsten unberücksichtigter deutscher Bildungsplan-Erfordernisse zu übernehmen bei einem Minigolf-Wahlpflichtkurs wie oben aus Fürstenwalde geschildert. Ebenfalls denkbar ist, aus einer abgespeckten Version Arbeitsgemeinschaften zu bilden. Für die sinnvolle Durchführung sind allerdings ausgebildete Sport-Lehrkräfte mit Minigolf-Fachkenntnissen erforderlich, über die wir im Moment noch nicht verfügen. Fachübungsleiter Minigolf müssten fundiert über die heutigen disziplinübergreifenden Intentionen des Sportunterrichts fortgebildet sein. Unklar ist mir, ob bereits eine praktische Umsetzung erfolgt und evaluiert ist.
• Einbau von Minigolf in fächerübergreifenden Unterricht. Besonders bemerkenswert hier der Versuch einer Refrendarin aus Köln, die ihre praktische Prüfung im Fach Sport unter dem Stundenthema „Minigolf in der Sporthalle“ mit großem Erfolg ablegte. Die Tatsache, dass die junge Lehrerin eine im Schulunterricht bislang völlig vernachlässigte Sportart für ihre Prüfung aussuchte, die ja für die weitere Zukunft alles entscheidend war, zeigt ihren unbefangenen Umgang mit den bisherigen Gepflogenheiten im Sportunterricht. Ihr großer Erfolg dabei – sofortige Festeinstellung nach der Prüfung – bestätigt aber auch, dass unsere Sportart bei angemessener didaktischer Aufarbeitung für die Schulaufsicht kein Tabu ist.
Mögliche zukünftige Aktionen
• Zusammenbringen aller minigolfenden Lehrkräfte in Deutschland, um Muster-Unterrichtseinheiten in unterschiedlichen Alters- und Leistungsgruppen unter fächerverbindenden Aspekten differenziert zu planen und durchzuführen.
• Schaffung eines Minigolf-Schul-Netzwerkes – beispielsweise wäre dabei die Möglichkeit einer „Deutschen Minigolf Schulmeisterschaft“ zu prüfen, da solche Events erfahrungsgemäß in den Medien Beachtung finden.
• Aufbau einer ansprechenden Öffentlichkeitsarbeit - (Sport-)Pädagogische Zeitschriften, lokale Zeitungen, elektronische Medien – die den pädagogisch-ganzheitlichen Wert der Sportart „Minigolf“ verdeutlicht.
• Entwicklung eines Fortbildungsangebotes für Lehrkräfte.
• Darauf aufbauend leistungsbezogene Unterrichtssequenzen – Minigolf im Wahlpflichtbereich und damit auch als Prüfungsinhalt.
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