In Deinem Beitrag schreibst Du vom Vorrunden-32., der Vizeweltmeister geworden ist, lemmiwinks. Darf ich bitte korrigieren? Vizeweltmeister wurde Marco Balzer, der nach der Vorrunde 16. war mit 11 Schlägen Rückstand auf den Vorrundensieger Harry. Er befand sich dort in bester Gesellschaft mit Walter Erlbruch übrigens. Wir sind uns sicherlich darüber einig, daß Marco auf jeden Fall einer ist (hat er schon oft genug bewiesen), der vorne dabei ist, wenn die Musik abgeht. Sein Beispiel, solltest Du ihn gemeint haben, taugt am wenigsten meiner Meinung nach, um das K.O.-System zu bekritteln.
Um Deinen Standpunkt verständlicher zu machen, hättest Du das "kleine Finale" der Damen auf die Hörner

nehmen können. Beide Spielerinnen lagen nach der Vorrunde 14 (Nici, Platz 14) bzw. 16 (Tryntsje, Platz 16) Schläge zurück und hätten auf keinen Fall mehr eine Chance gehabt, aufs Podest zu kommen. Trotzdem wurde Nici völlig zu Recht von allen deutschen Aktiven und Fans (allen voran Harry und Wally) frenetisch angefeuert und für Bronze gefeiert. Das wollte ich dann auch mal anmerken.
Das K.O.-System ist in vielen Sportarten gang und gäbe. Ob Tennis oder Tischtennis, Handball oder Fußball: Ein schlechtes Spiel und Du bist raus. Was nützt den Brasilianern die geile Vorrunde mit dreimal 6:0, wenn sie dann im Achtelfinale rausgekickt werden?
Natürlich tun
wir uns schwer damit, weil wir doch bisher in der Addition aller Runden die Besten ermittelt haben. Eine Weltmeisterschaft ist allerdings "nur" ein Turnier, bei dem nicht unbedingt der beste Spieler zugleich auch Weltmeister wird. Wenn dem so wäre, könnte man Harry z.B. den Titel im Voraus überreichen, denn er ist für mich wenigstens der insgesamt kompletteste und beste Spieler derzeit im Minigolfuniversum. Tagesform, persönliche Situation, äußere Einflüsse spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei solchen Turnieren.
Recht gebe ich Dir, daß es ziemlich krass ist, wenn nach überragender Vorrunde ein Spieler in der ersten K.O.-Runde knapp rausfliegt. Du hast ja selbst geschrieben, daß man das System modifizieren könne (absolut d´accord). Frage: Warum nicht zwei Turniere? Ein Mannschaftsturnier und ein ausschließliches K.O.-Rundenturnier für die Einzelwertungen? Die besten Spieler werden gesetzt, die schwächeren dazugelost. Lucky-Looser-Regelung für die erste Runde, 20 Bahnen (10 Eternit, 10 Beton oder Filz).
Was hierdurch wegfiele, wäre die Diskussion mit dem Vorrundenvergleich.
Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit kann ich folgendes sagen: Die Medien - und wir hatten nun weiß Gott in den letzten Wochen und Monaten jede Menge davon auf den Anlagen - kamen in erster Linie, weil sich im Vorfeld intensiv um ihr Kommen bemüht wurde. Das K.O.-System in Neheim und das in Canegrate fanden die Medienvertreter einfach nur geil. Hier würde ich mir eine noch bessere Darstellung der Spielsituationen und -stände wünschen. Wichtig ist, daß wir dem gestiegenen Medieninteresse Rechnung tragen müssen, ohne uns zu prostituieren (auch hier: Völlig d´accord). Wir müssen aber auch der Situation unseres Minigolfsports ingesamt Rechnung tragen. Wir müssen uns fit machen für den stetig steigenden Wettbewerb mit anderen Sportarten und Verlockungen für die Jugendlichen, die wir doch zu gerne für unseren Sport erreichen wollen. Hier, und da bin ich fest überzeugt, taugt das alte Spielsystem am allerwenigsten. Die Kiddies wollen Action, und ich denke mal, daß wir auch hier einig sind, wenn ich sage, daß Canegrate davon eine Menge geboten hat.
Wenn man die vorhandenen Ansätze nun vernünftig diskutiert, wird man ganz gewiß einen gemeinsamen Nenner finden. Jetzt wieder zurückzurudern, wäre ein falsches Signal und würde u.a. auch den aktuellen Champions bedeuten: Schaut her, Ihr ward eh nur Günstlinge eines ungerechten Systems.
Was mir viel mehr Sorge macht, sind Tendenzen auf höchster internationaler Ebene Richtung Adventuregolf. Da überm großen Teich diese Anlagen weit verbreitet sind und man die amerikanischen Freunde gerne fest ins Boot holen möchte, gibt es ernsthafte Überlegungen, Adventuregolf als zusätzliches System zu integrieren. Du schießt also der Micky Maus in den Entenschnabel und weißt nicht, was der Ball macht, wenn er aus dem Hintern wieder raus kommt. Soll das wirklich zukunftsweisend sein?
Und abschließend noch was zur "Prostitution": Ich hoffe doch sehr, daß Du die derzeitige Öffentlichkeitsarbeit unter einem anderen Aspekt siehst.
Winkewinke aus Kiel,
Walter