Immer wieder Neuerungen wegen höherer Zuschauerkompatibilität? - Denkanstoß
In der Stuttgarter Zeitung vom 19.02.2009 stand ein Bericht über die Nordische Ski-WM 2009 von Tobias Schall, in welchem die sich auf die verschiedensten Sportarten ausbreitende Sitte, zugunsten höherer Zuschauerkompatibilität immer wieder Modusänderungen durchzuführen, kritisch aufs Korn genommen wird. Diese Gedanken könnten m. E. auch für den Minigolfsport maßgeblich sein. Unter anderem heißt es in diesem Bericht:
"Die [Nordische] Kombination gilt als die Königsdisziplin des nordischen Skisports. Doch dem Weltverband FIS war sie zu langweilig und nicht telegen genug, deshalb hat man sie gestrafft. Verstümmelt, sagen die Kritiker... Alles sollte besser werden, ist es aber nicht geworden. Es ist alles anders geblieben... Eine Revolution hat sich der Weltverband FIS in Form des neuen Kombiniererchefs Walter Hofer ausgedacht, die das Fernsehen locken sollte. Eine Art nordische Kombination 2.0. Zeitgemäßer, schneller, telegener, sexy... Ein Krampf, sagen die Kritiker heute. Im Herbst hat das zuständige Gremium in Kapstadt (!) die Revolution abgesegnet. Seitdem gibt es keinen Sprint und keinen Langlauf über 15 km mehr, sondern nur noch genormt 10 km - und vor allem: es gibt nur noch einen Wettkampfsprung statt wie zuvor zwei Durchgänge. Damit sollte nicht zuletzt der Langlauf gestärkt werden, für die Spannung sei es schließlich perfekt, wenn es auf der Loipe eng zugeht, die Abstände nach dem Springen überschaubar sind, heißt es... Wider die Tradition, gegen die Langeweile... Zwei Blöcke à 30 Minuten gibt es nun, perfekt für das Fernsehen. "Wenn man mehr Einschaltquoten haben will, muss man wohl so was machen", sagt Björn Kircheisen [ein deutscher Spitzenkombinierer].
Viele Sportarten sind vor den Kombinierern diesen Weg gegangen. So manches ist geopfert worden, in der Hoffnung auf eine größere TV-Präsenz. Das Volleyball hat seine Zählweise verändert, das Tischtennis auch und noch dazu einen größeren Ball eingeführt, an vielen traditionsreichen Disziplinen wird immer wieder herumgedoktert, um tauglicher für die Massenmedien zu sein... Die Rechnung geht selten auf. Verändert hat sich für die nordischen Kombinierer seit vergangenem Herbst [in Bezug auf die TV-Präsenz] wenig. Stattdessen haben die Beobachter eine verstärkte Langeweile festgestellt, da es nur noch einen Einheitswettbewerb gibt... Und eine Ergebnislotterie. Der Einfluss der äußeren Bedingungen bei einem Sprung ist ungleich größer als bisher; fällt ein Springen ganz dem Wetter zum Opfer, wird der Trainingssprung gewertet...
Heute... am Auftakt dieser WM ist sowieso alles anders. Der Massenstart feiert seine Premiere... Warum das so stattfindet, weiß keiner so genau. Angeblich seien Verträge schon unterzeichnet gewesen. Heute feiert er seine WM-Premiere, und seinen Abschied. Walter Hofer und andere halten diese Form für Unsinn."
Aus diesem Bericht ergibt sich für mich u. a. die Feststellung: wenn alle Sportarten sich parallel immer telegener machen, dürfte sich doch an der ursprünglichen Verteilung der Medienwahrnehmung nichts ändern. Oder plakativer ausgedrückt: im Fernsehen läuft immer noch Fußball, Fußball, Fußball, Formel I und Boxen, aber in der Zwischenzeit sind alle Sportarten anders geworden.
Sinnvolle Änderungen/Neuerungen in unserer Sportart haben durchaus ihren Platz, so lange das Wesentliche, gewissermaßen die Kernbestandteile unseres Sports nicht berührt werden, und so lange die Modifikationen den Spaß am Ausüben unseres Sports erhöhen. Modifikationen mit dem Ziel der Erlangung einer höheren Medienpräsenz scheinen dagegen wohl ziemlich sinn- und fruchtlos zu sein.
Geändert von DiStefano (19.02.2009 um 13:06 Uhr).
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